Winterzauber auf dem Flumserberg

Es werden Mandarinen geschält, man hört das Rascheln von Chipstüten und es wird der Sonne mit müden Äuglein beim Aufgehen zugeguckt. So reist die gesamte Schule des Gymnasiums und der FMS Muttenz am 31. Januar am frühen Morgen mit einem Extrazug nach Flums. Während die einen schwitzen und sich die Pullover vom Leibe reissen, müssen so manche in Wagen 1 und 2 frieren, da die Heizung nicht funktioniert. Jedoch ist die Stimmung trotz allem angenehm und man spürt die Vorfreude steigen, je näher wir dem Ziel kommen. Noch lange bevor der Zug in den Bahnhof Unterterzen einfährt, werden bereits hastig die Skisachen angezogen und man hört das Klicken und Knacken der Ski- und Snowboardschuhe. Zusammen mit den Wanderern steigen die Skifahrer und Snowboarder aus, während die Schlittelgruppe noch eine Station bis nach Flums weiterfährt. Mit vier vollgestopften Bussen fährt die Schlittelgruppe den Berg hinauf, bis sie bei der Gondelstation des Flumserbergs ankommen. Dort werden die Schlitten vermietet und der Spass kann beginnen. 

„Es ist eine Abwechslung zum Schulalltag. Man kommt raus aus dem strukturierten Schulalltag und geht rauf in die sonnigen Berge. Ein Betriebsausflug für die ganze Schule, bei dem Bewegung und soziale Kontakte im Zentrum stehen“, findet Sport- und Geografielehrer Adrian Marbacher. Im Gespräch mit ihm über den Wintersporttag betonte er, wie wichtig solche Anlässe für die Schule seien und was für einen identitätsstiftenden Wert diese hätten. Sie sind nicht nur eine Abwechslung zum eintönigen Schulalltag, sondern stärken auch die soziale Interaktion zwischen den Schüler:innen und den Lehrpersonen untereinander. „Man tauscht sich mit Schüler:innen und Kolleg:innen aus, welche man im hektischen Schulalltag nicht sieht oder weil die Zeit für einen Schwatz fehlt“. Seit nun mehr als 30 Jahren findet der alljährliche Wintersporttag des Gymnasiums Muttenz statt. Organisiert wird dieser besondere Anlass von Konrektor Emanuel Wittstich. Die Gestaltung einer Info-Website übernahm Cédric Geissmann. Nebst der Organisation der Skitickets, der Buchung des Extrazugs und der ganzen Infrastruktur dreht Herr Wittstich auf den Skiern seine Runden im Skigebiet und kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Für ihn ist der Wintersporttag ebenso ein wertvoller Anlass, welcher die Schüler:innen sowie auch die Lehrpersonen enger zusammenschweisst.

Früher führte die Reise auf die Rigi, doch aufgrund von schlechten Schneeverhältnissen und des Wunsches nach einem grösseren Skigebiet entschied man sich vor mehr als 10 Jahren nach Flums zu gehen. Dort hat man die Auswahl zwischen Ski-/Snowboard, Langlauf, Schlitteln und Wandern. Für wen Schnee und Ski fahren überhaupt nichts ist, hat die Möglichkeit, sich die Beine im Jura zu vertreten. Die geplante Wanderroute von Zeglingen über den Walmattberg und Leutschenberg nach Oltingen stellt sich dieses Jahr für eine Truppe als eine wahre Herausforderung heraus. Als die Schülerinnen und Schüler zusammen mit den Lehrpersonen aus dem Bus aussteigen, müssen sie mit Bedauern feststellen, dass niemand eine Ahnung hat, wo die Reise hingeht. Die nicht gegebene Ortskenntnis und die spontane Routenänderung führen schlussendlich dazu, dass die Truppe eine etwas kürzere Wanderung unternimmt, als am Anfang geplant war. Wer weiss, vielleicht hat die Truppe auf ihrer Reise ja ein neues, unbekanntes Gebiet entdeckt?

Alen Amidzic aus der F3b teilt seine Eindrücke über die diesjährige Jura Wanderung so: „Kennsch de Kolumbus-Move? An jenem Tag dachte ich, dass die Jura-Wanderung das Ende meines Lebens bedeuten würde. Stellt sich heraus, dass ich immer noch lebe! Während die anderen auf dem frostigen Flumserberg frieren mussten, konnte ich im sonnigen Jura wortwörtlich einen Spaziergang machen. Das Lustige war, dass niemand wusste, wohin wir gehen mussten, also war unsere einzige Option der Kolumbus-Move. Daher gab es einen kurzen, aber dennoch schönen und angenehmen Spaziergang.“

Währenddessen füllen sich zur Mittagszeit die Tische im Bergrestaurant Prodalp auf dem Flumserberg. Nach einem aufregenden Morgen auf der Piste, wo jeder Schwung und Sprung den Adrenalinspiegel in die Höhe treibt, lässt der leere Magen seine Grüsse ausrichten. Gelächter, fröhliche Gespräche und genussvolles Essen der Prodalp beschreibt die Atmosphäre während der Mittagsstunde. Mit der Zeit wird auch das Wetter besser und die Sonne lässt sich blicken. Bevor es mit dem Spass am Nachmittag weitergeht, tanken alle noch ein wenig Vitamin D auf und geniessen die warmen Strahlen der Mittagssonne mit dem atemberaubenden Ausblick auf die Alpen. Besonders gut sieht man die Churfirsten dann aber im Abendlicht. Diese tragen zudem noch lustige Namen:
Selun, Frümsel, Brisi, Zustoll, Scheibenstoll, Hinterrugg

Während die Ski- und Snowboardfahrer mit eisigen Pisten zu kämpfen haben, müssen die Schlittler eine hügelige Abfahrt in Kauf nehmen. Besonders bei der Extremsportart Schlitteln und den nicht perfekten Pistenverhältnissen sind Unfälle praktisch vorprogrammiert. Glücklicherweise blieb die Unfallquote des diesjährigen Wintersporttags niedrig, abgesehen von einem vermeintlichen Knochenbruch und einer blutigen Nase. Um 16:30 Uhr heisst es für die Schlittler wieder mit dem Bus zurück zum Bahnhof zu fahren und dem Skigebiet Lebewohl zu sagen. Nach der Rückkehr in den Zug befreien sich die Skifahrer von den lästigen Skischuhen und fühlen sich daraufhin wie im siebten Himmel. Auf der Heimfahrt werden Geschichten ausgetauscht, Fotos gezeigt und ein Raclette-Ofen ausgepackt. Ja, ihr habt richtig gelesen: Das Raclette-Öfeli darf natürlich auch nicht fehlen! Mit einem anständigen Schweizer Raclette lässt sich ein Tag in den Alpen doch am besten ausklingen. „Am Schluss des Tages ist es ein schöner Moment, durch die Wagen zu gehen und viele zufriedene Gesichter zu sehen“, erzählte Herr Wittstich in einem Interview. Somit war auch dieses Jahr der Wintersporttag 2024 wieder ein voller Erfolg.